Ein essayistische Betrachtung zur Vergangenheit der
Draht eselei


Es war einmal eine Schnecke, die grübelte gerne. Am liebsten grübelte sie über sich selbst.

Eines Tages fragte sie sich: "Wieso nur kann ich mich fortbewegen, wo ich doch gar keine Beine habe?"
Da stellte sie sich vor, dass in ihrem Gehäuse womöglich ein Laufrad rotieren könnte.

 

Denn so etwas hatte sie in der letzten Zeit des Öfteren auf den Straßen der Menschen gesehen.

Ein bißchen traurig war die Schnecke allerdings, dass ihr inneres Laufrad so langsam war. Alle Tiere spotteten darüber und ließen keine Gelegenheit aus, sie zur Schnecke zu machen.

Deshalb wünschte sich die Schnecke oft, ein flinkes Pferd zu sein. Am besten eines aus Holz.

Dieser Wunsch konnte natürlich nicht in Erfüllung gehen. Das war aber nicht so schlimm. Denn die Menschen benutzten die hölzernen Rösser bald nur noch als Schaukelpferde. Und als Schaukelpferdchen wollte unsere Schnecke nun auch nicht enden!

Die neuen Laufmaschinen der Menschen sahen so ganz ohne Pferdekopf zwar nicht mehr richtig hübsch aus.
Die neue Bauart hatte aber auch ihre Vorteile: Das Überholprestige des nebenstehenden Gefährts ("Bahne frei, sonst seid ihr Kartoffelbrei!") war außergewöhnlich hoch.

Doch war auch dem Kanonenrad kein dauerhafter Erfolg beschieden. Verdrängt wurde es alsbald von dem hohen Rat.

Das Hochrad war eine Angelegenheit für echte Männer:
Bewehrt mit Schnauzer, Wundsalbe und der kühnen Ignoranz aller physikalischen Gesetze bewegten sie sich manchmal mehrere Meter am Stück ohne hinzufallen!

   

Da das Hochrad neben Balancearbeit auch noch körperliche Tüchtigkeit verlangte, kam die Erfindung des Luftballonrades wie gerufen. Damit sollten schwere Steigungen fliegender als bisher bewältigt werden.

Eine andere luftige Variante war das Modell 'Ikarus'. Es basierte schon auf dem Drahtesel heutiger Prägung, was jedoch nichts daran änderte, dass die ersten Versuche (unten links) buchstäblich ins Wasser fielen. Dort stiegen die Testpersonen dann auf das Wasserrad (unten rechts) um.

"Na gut", dachte die Schnecke. "Fortsetzung folgt."