G3

Krisenreaktionskraft durch Denken

   

G1 stellt die Frage der Woche:

Was heilt die Zeit? 

G3 antwortet:
(
18.09.03)

Während ich diese Zeilen schreibe, mein lieber G 1, überkommt mich dieses seltsame Gefühl, Du weißt, das Gefühl, unter dem ich nun schon seit Jahren leide, seit ich aus Deutschland weg musste, seit die Verhältnisse anders geworden sind in meinem Heimatland: Diese seltsam aufsteigende Melange, die mich erinnert und erinnert und mit ihren Erinnerungen martert, die mir vorgaukelt was war, und was nie wieder sein wird, so weit fort geworfen von dem Land meiner Zunge, meiner Sprache: Über sie, meine Zunge, über Dich, meine Zunge – ich nannte sie Sartre - legt sich diese Melange, die jenen Bilderbogen meiner Kindheitstage mit sich führt, jene Melange, die in mir die Bilder weckt von den unbeschwerten Tagen in den Ateliers von Weimar, in denen ich verkehrte, in unseren so bourgeois verrauchten Sitzungen der Bildhauergruppe "Kynast", oben bei dem rumpflastigen Dramaturgen im Schauspiel, als wir die Premiere meines dritten Tryptichons begossen, mein drittes Tryptichon, das so hieß, wie diese Melange einer besseren Zeit schmeckt, die mir augenblicklich die Luftröhre zerspant: Nach Bulette, G 1, Bulette! Und Du, G 1, meinst, dies heilte die Zeit? Nein, und nochmals nein, das nicht! Das darf nicht sein!

Kurt Weill war vorhin hier, wir haben Tee aufgegossen. Wir waren uns einig, dass die Bulette das andere Deutschland symbolisiert. Dass sie der Welt zeigt: Seht auf diesen Klops, seht auf seine Sekundärtugenden, das ist das wahre Preussen. Königsberg, Du erinnerst Dich, der Sackbahnhof, ausgezeichnet mit der Kant-Medaille. Jedoch: Die Bulette trennt nicht, sie kennt keine Apartheid, sie integriert, statt auszugrenzen: Knorpel, Hirn, Schlingdarm, alles rein und kleingehackt. Irgendwie hat sie was egalitäres, nichts vom Herrenmenschen, zumindest Gleichheit und Brüderlichkeit unter den Bestandteilen eines Mastviehes sind in der Bulette beispielgebend verwirklicht – ein Gesellschaftsentwurf in der Pappschale, mit Senf oder Tomatenmark Brandenburg, hier kannst Du wählen, hier darfst Du ein zoon politikon sein. Zudem wohnt der Bulette eine transzendente Dimension inne, sie verlängert sich ins Unendliche, indem sie noch ist, wenn sie materiell längst versäuerte. Sie ruft sich ins Gedächtnis, sie erscheint uns immer wieder von neuem mit einem charakterstarken, scharf wie mit Kohle gezeichnetem Aufstoßen: So weiß ich noch, lieber G 1, dass ich lebe. Vorhin, als ich mit Weill Maumau gespielt habe, da stieß Weill mir ins Gesicht auf: Denk ich an Deutschland, ach. All das soll die Zeit heilen? Dieser kleine Klumpen Hackfleisch bewahrt mich davor, lieber G 1, er lässt nicht zu, dass ich vergesse. Immer wieder kommt es hoch. Erst unlängst traf ich Joachim Gauck in einer Klopsbraterei, hier irgendwo an der Ostküste. Joachim Gauck wischte sich das Bratfett von den Fingern. "Vergeben? ja", sprach Gauck, das Machwerk des Bulettenbraters stieß ihn mächtig auf, und der Mann hinter der Bratpfanne drohte rülpsend, "aber nicht vergessen".


G2 fragt:
Der neokonservative amerikanische Vordenker Robert Kagan hat mit seinem einflußreichen Aufsatz "Power and Weakness" die definitive Analyse eines neuen transatlantischen Grabens vorgelegt. Darin beschreibt er, dass die Amerikaner in ihrem Hobbesschen Weltbild militärische Stärke gegenüber internationalen Gesetzen bevorzugen, die Europäer hingegen auf eine posthistorische Realisierung von Kants "Ewigem Frieden" hinarbeiten. Zugespitzt behauptet Kagan, die Amis kämen vom Mars, die Europäer von der Venus.
Lieber Jostos, woher bitte schön kommt denn dann Saddam?

G1 antwortet:
(
31.05.03)

Mythologisch gesehen bliebe für ihn der Part des Vulkanus übrig, den geprellten Gemahl der Venus. Diese schönste aller Göttinnen betrog ihren Gatten nämlich mit niemand geringerem als Mars.Vulkanus, feurig-wütend, umwickelte die umschlungenen Mars und Venus mit einem Zaubernetz, und führte sie allen Göttern zum Spot vor.

Auch aus psychologischer Sicht macht sich die Gestalt des Vulkanus ganz gut, da ich annehme, dass auch Saddam Komplexe zu verarbeiten hat, die ähnlich wie bei Vulkanus von der Mutter herrühren, wurde dieser doch von der Mutter verstossen -ja hinabgestossen ins tiefe Meer - doch der Feuergott nahm grausame Rache an seiner Mutter.

Doch wenden wir uns nun der metaphorischen Dimension zu: hier wird es schon schwieriger, deshalb einige Erklärungen für die Leser, die nicht das Vergnügen haben, sich täglich durch Kant & Co. quälen zu müssen.

In seinem "Leviathan" (1651) behauptet Hobbes, dass die Menschen ursprünglich im sogenannten Naturzustand seien, in dem es keine herrschende Gewalt gibt, sondern jeder sich selbst der nächste ist. Es herrscht ein Krieg aller gegen aller. Es herrscht das Naturrecht. Da dieser Zustand viele Gefahren für den Einzelnen bürgt, schließt eine Gemeinschaft von Menschen einen Vertrag ab, in dem jeder einzelne Macht an einen Souverän abgibt, der diese Macht zum Wohle und zum Schutze der Gemeinschaft gebraucht. Mit diesem Gesellschaftsvertrag ist man in den Vertragszustand übergegangen. Entscheidend hierfür ist nun aber, dass laut Hobbes zwischen einzelnen Staaten immer noch das Naturrecht herrscht, wo jeder Staat sich selbst der nächste ist und keine Verbindlichkeiten zwischen Staaten existieren.

Kant dagegen sieht in seiner Schrift "Zum ewigen Frieden (1795) bzw. in der "Metaphysik der Sitten" (1798) die Notwendigkeit dazu, die Staaten dazu zu verpflichten gemeinsam einen Rechtszustand einzugehen, einen Völkerbund, in der im Prinzip die Grundsätze für Recht erklärt werden, die wir aus dem jetzigen Völkerrecht kennen. Denn genauso wie man den einzelnen Menschen zwingen darf eine Rechtsverpflichtung, d.h. einen staatlichen Zustand, einzugehen, so besteht auch das Recht Staaten zu zwingen. Kant diskutiert nebenbei noch die möglichen Weltrechtszustände, und kommt aber schließlich zu dem Schluß, dass keine Weltmonarchie, sondern eher ein Staatenbund oder eine Weltrepublik eine sinnvolle Lösung wäre. Der Vater des 1920 gegründeten "Völkerbundes", der amerikanische Präsident Wilson, hat seinen Entwurf im Prinzip bei Kant abgeschrieben. Doch die USA selbst ist dem Bund damals nicht beigetreten.

Auf den ersten flüchtigen Blick scheint die These von Kagan also zu stimmen: die Amerikaner können ungehindert den Irak angreifen, da sie sich im Hobbschen zwischenstaatlichem Naturzustand befinden, in dem man auch keinen Kriegsgrund angeben muss. Das Streben der Europäer geht nun, oder wird es wahrscheinlich in Zukunft gehen, ein starkes Europa aufzubauen, das in der Lage ist, den Eintritt anderer Staaten in einen Rechtszustand zu erzwingen (Kant ist noch von einer Weltordnung gelebt, in der mehrere etwa gleichstarke Nationalstaaten eine Vorform der "Balance of Power" gelebt haben.)

Der entscheidende Hacken an der Kaganschen Theorie (abgesehen davon, dass man nicht von den Europäern sprechen kann, da GB z.B. seit dem englischen Schisma zutiefst in der Hobbschen Tradition steht) ist aber das amerikanische Rechtfertigungsbedürfnis, sowohl ihrer eigenen Bevölkerung, als auch den anderen Staaten gegenüber. Die USA hat sich 1945 mit der UNO in einen gewissen Vertragszustand begeben, und in unzähligen Versionen hat sie versucht den Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen - laut Hobbes hätte sie das nicht gemusst. Warum macht sie das?

Weil Saddam Hussein vom Mond kommt. Er ist der Mann im Mond, der auf der dunklen Seite des Erdtrabanten hockt - der quasi hinterm. Mond lebt. Er ist das Schlechte schlechthin - das schlechte Gewissen. Denn auch das gibt es noch bei Hobbes. Im Naturzustand gibt es noch Gesetze, die des Einzelnen Gewissen verpflichten. Und Amerika's Gewissen pocht unaufhörlich: wegen der im Stich gelassenen Schiiten, wegen des gebrochenen Völkerrechts, wegen der unzähligen Gründe für die es keine Beweise findet, wegen der eigenen Selbstüberschätzung. Adé Hobbes! Amerika hat im Schein der Mondlichtlaterne nicht nur die Fratze des Bösen erblickt, sondern musste auch im Schatten keiner Türme die eigene Fratze wahrnehmen. Und wie Mars, als er im Kampf um Troja verwundet wird, brüllt es vor Schmerz, wie wenn zehntausend Männer schrieen.


G3 fragt:
Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung blieb Eddie Murphys Kassenschlager "Der Prinz von Um-Kassr" überraschend unberücksichtigt. Kenner vermuten dahinter einen vom amerikanischen Heimatschutzministerium verhängten Maulkorb für Murphy. 
Daniel Ziemer auf dem Hoteldach im Breisgau, wissen Sie Genaueres?

G2 antwortet:
(
05.04.03)

Also, von hier aus stellt sich für mich die Situation momentan folgendermaßen dar:
Eddie Murphy, der renommierte Charakterdarsteller, hat mit dem "Prinz von Umm Qasr" endlich wieder mal einen Kassenschlager hingelegt, der auch den Kritikern gefallen hat. Murphy spielt in dem Film einen irakischen Hafenarbeiter mit losem Mundwerk, der sich ein kleines Zubrot als Doppelgänger eines texanischen Ölprinzen mit losem Mundwerk (gespielt ebenfalls von Murphy) verdient. Besonders die irakische Lichtspieltheaterpresse war begeistert und befand, dass der Streifen auf eine Stufe mit dem Monumentalepos "Saddam von Arabien" zu stellen sei. Brancheninsider werteten dies als sicheres Indiz für einen großen Erfolg des Films bei der Oscar-Verleihung. Doch es kam anders, die Oscarquelle sprudelte für Murphy nicht wie erwartet und versiegte letztlich schon nach der Auszeichnung für "die besten Trickeffekte in einer Wüste".
Verantwortlich dafür ist in der Tat das neue US-Heimatschutzministerium, das in Hollywood mit dem Slogan "Maul- und Klauenkorb für Murphy" erfolgreich gegen den Mimen agitierte. In einem Hintergrundgespräch erfuhr ich von einem hochrangigen Heimatschützer, dass Murphy im Besitz von Massenbelustigungswaffen sei, die die neue innere Ernsthaftigkeit ("Game's over!") der Vereinigten Staaten bedrohen könnten. 
Für mich bleibt, darauf hinzuweisen, dass diese Krise letztlich wieder einmal hausgemacht ist: Hätte man Eddie Murphy in Amerika nicht mit Filmen wie "Beverly Hills Cop" oder "Murphys Law" zum Großkomiker aufgebaut, gäbe es jetzt keinen Prinzen in Umm Qasr.


G2 fragt:
Die ZEIT hat den Gräfin-Döner-Gedenk-Preis gestiftet, der zukünftig Menschen, die "wissen, worum es geht", auszeichnen soll. In der Jury sitzen unter anderem Helmut Schmidt, Lord Dahrendorf und Richard von Weizsäcker, aber auch Jerzy "Jörg" Regulski, die graue Eminenz der Denkfabrik. Wen wird der Thermotheologe Regulski  vorschlagen?

G3 antwortet:
(
30.03.03)

Jurymitglied Jerzy Regulski hat im Vorfeld der Abstimmung über den Preisträger des Gräfin-Döner-Preises verlautbaren lassen: "In diesem Jahr solls mal eine Organisation sein." Hinter vorgehaltener Pistole wird im Gräfin-Döner-Haus darüber gemutmaßt, ob Regulski die begehrte Trophäe in diesem Jahr dem "Hilfskomitee Kap Arkona" zukommen lassen will. Dafür spricht, dass Regulski sich schon seit Tagen in der Diplomatenlounge nur noch mit angeklebtem Vollbart sehen lässt. Experten sprechen davon, dass Regulski sich mit dieser Geste ein "humanitäres Antlitz" geben will. Immerhin habe "Kap Arkona" mit seinem Gründer Rupert Murdoch in der Vergangenheit schon mehrfach die demokratischen Grundwerte verteidigt. - "Nach dem finanziellen Aus der Kirch-Gruppe wollen rot-grüne Bundesregierung und linke Medienmacher nun dem Globalisten Rupert Murdoch die Tore zum deutschen Medienmarkt öffnen" lasen wir z.B. in der "Deutschen Stimme" (Ausgabe Mai 2002) und wurden alarmiert: "Damit droht eine totale linksliberale Medien- und damit Meinungskontrolle." 
Jedoch auch wenn's irgendwie schade ist, dass olle Kirch nich mehr ist, bleibt doch ein Rest von Entfremdung zwischen NPD-Kader und dem Zelluloid-Impressario: "Noch im Untergang sondert Kirch irgendwelche inhaltsleeren Christen-Sprüche (»Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen«) ab." Fatalismus dieser Schuhgröße ist Jerzy Regulski fremd - für ihn ist Rupert die unverzichtbare Drohkulisse der linksliberalen Medienhegemonie: Was wäre sie ohne ihn?
Allerdings hat Jerzy da die Rechnung ohne den Fatalismus von der Schuhgröße eines Lord Dahrendorf gemacht. Er schlägt, so heißt es aus verschiedenen irakischen Quellen, einen Überraschungskandidaten im Ärmel: Eugen Drewermann. Weil gerade Krieg ist. 
Währenddessen wird bekannt, dass Helmut Schmidt im Keller heftig damit beschäftigt ist, Henry Kissinger wieder flott zu kriegen. Auch weil Krieg ist.


G1 fragt:
Was soll das?
G2 antwortet:
(
06.03.03)

Eines Tages kam Gott des Weges und meinte verschwörerisch zu Adam und Eva: "Esst bloß nicht von diesen herrlich leckeren, wohlgeformten Früchten dort drüben, sonst setzt es was." Kaum war Gott um die Ecke gebogen, schlängelte sich auch schon die Schlange, die alles mit angehört hatte, um Evas nackte Knöchel und zischte: "Was soll das?". Damit traf sie genau den Nerv der hungrigen Eva, der Rest ist Geschichte: Seitdem braucht die Menschheit nämlich keine Schlange mehr, um auf die Frage "Was soll das?" zu kommen. 
Guten Grund, "Was soll das?" zu fragen, hatte beispielsweise Napoleon Bonaparte, als er in das von allen guten Russen verlassene Moskau einmarschierte. Aber auch  Julius Cäsars letzte Worte - "Auch du, Brutus? Was soll das?" - sind gut nachvollziehbar.*
Leider gibt es aber auch dunkle Momente in der Menschheitsgeschichte. Momente, in denen keiner "Was soll das?" fragte. Erinnert sei in diesem Zusammenhang etwa an das alte Troja: Dort kam erstaunlicherweise niemand auf die Idee, die Entgegennahme des häßlichen hölzernen Pferdes mit den Worten "Was soll das?" einfach mal zu hinterfragen. 

Doch nicht nur diese historischen Präzedenzfälle zeigen, wie wichtig die Kenntnis der kleinen Frage "Was soll das?" eigentlich ist. Auch in der Thermotheologie könnte viel Lärm um nichts vermieden werden, wenn man gegensätzliche Standpunkte Was-soll-das-isieren würde.
Man nehme etwa die scheinbar unvereinbaren Weisheiten "Der Würfel ist gefallen" und "Alles fließt". Beide Aussagen scheinen einander monolithisch im Weg zu stehen, doch unsere Frage erleuchtet das Problem: "Was soll das? Seit wann fließen Würfel? Und wenn sie doch fließen, dann können sie doch niemals fallen!" Wir erkennen, dass die berühmten Sprüche ursprünglich sicherlich einmal "Der Würfel fließt" (Kubus rei) und "Alles fällt" (Summa ieci) gelautet haben - ein klassischer Fall von schlampiger Überlieferung.**

Natürlich gehören zu einem G3-Essay aus der Djubvasshytta auch praktische Hilfestellungen für die zeitgenössischen Fragensteller. Ich möchte folgende vier Was-soll-das-Regeln formulieren:

1. Stelle die Frage "Was soll das".
2. Verbinde diese Frage mit einem zu hinterfragenden Thema.
3. Stelle dir die Frage zunächst vor dem Spiegel selbst: Nur wenn du deinen eigenen fragenden Blick nicht aushalten kannst, kannst du guten Gewissen auch die Öffentlichkeit befragen.
4. Variiere das Themengebiet der Frage: Neben dem politischen Tagesgeschäft solltest du auch mal die Popkultur und das Wetter hinterfragen.

Besonders perfide wirkt die Fragerei, wenn Punkt Zwei unbeachtet bleibt, wenn man also "Was soll das" fragt, ohne deutlich zu machen, worauf man die Frage eigentlich bezieht. Als warnendes Beispiel mag dieser Text dienen.


*Zugegebenermaßen sind dies zwei Beispiele, bei der die Frage zwar berechtigt war, das Unheil aber nicht wirklich aufhalten konnte.
**Zugegebenermaßen kann man den Spieß jetzt umdrehen und fragen: "Was soll das? Wenn alles fällt, kann auch der Würfel nicht fließen." - Damit ist dann allerdings auch der wunderbar unideologische Charakter der Frage bewiesen!


G3 fragt:
Der in Fachkreisen leider oft unterschätzte Thermotheologe Walter Sobtschak hat vor einigen Jahren den gerontologischen Gottesbeweis erbracht. Er fuchtete mit einer 9mm Smith`n Wesson rum und rief in den Kegelclub: "Am I wrong? Am I wrong?". Im Publikum stieß er auf diese Weise schnell auf einen breiten Konsens. Leider geriet dieser Gottesbeweis in der Fachwelt schnell in Vergessenheit. Zu unrecht ?

G1 antwortet:
(
08.02.03)

Werter Kollege G3! Die eigentliche Frage kann man leider vergessen, da dieser gerontologische Gottesbeweis nicht in Vergessenheit geraten ist, vielmehr ist er z.Z. der weltweit einzig anerkannte Gottesbeweis. Deshalb muss die eigentliche Frage lauten: ist Konsens gleich Wahrheit?

Ich möchte zur Beantwortung drei alternative Gottesbeweise vorstellen, um die Tragweite dieser Problematik zu verdeutlichen:

Der Erste ist zugleich auch der jüngste von allen und wurde von niemand geringeren, als Dr. Michel Kraut entwickelt. Er fundiert seinen autodeterministische Gottesbeweis auf die archaische "Ich bin der ich bin" - Formel. Allerdings hat sie Dr.Kraut, der in den eigenen Reihen als "schlechtester Pokerspieler aller Zeiten" gehandelt wird, diese Formel zum "Hier stehe ich und kann nicht anders" weiterentwickelt. Mit dieser steilen Vorlage stellte er sich natürlich mitten ins Visier der Smith Wesson Formel, allerdings unbewaffnet. Somit liegt die Enscheidung zwar letztendlich bei Walter Sobschak ("Zieht er, oder zieht er nicht"), aber Kraut muss sich fragen lassen, ob er mitseinem Beweis nicht einen "deus absconditus" heraufbeschwört: "Ich denke, also handle ich nicht".

Der zweite Gottesbeweis ist der bisher unumstösslichste von allen, da er nicht das Problem der moralischen Nachfragen hat. Sein Grundkonzept der lautet: "Cogito ergo sum, und wenn non-sum, dann soll auch sonst keiner mehr summen." und wurde vom Häuptling der Schnurrbartindianer "Trauriger Erdwall" entwickelt. Somit ist der Gottesbeweis an sich hierbei weniger das Problem, als vielmehr die Frage nach den inquisitorischen Mitteln. Dass es sich hierbei um einen ketzerischen Gottesbeweis handelt ist unumstritten, aber ob der Deliquent reden wird, wenn er tot ist, konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden.

Etwas mehr Glück hat dabei ein dritter Gottesbeweis, da dieser auf Grund seines Postulat-Status fein raus ist. Diese in Hinterindien entwickelte Geheimlehre wird heute besonders von der KJI propangandiert: "Ihr wisst zwar nicht, ob ich ein strafender Gott bin, aber ihr müsst es ersteinmal annehmen, und mich deshalb in Ruhe lassen."

Damit habe ich Ihnen die Tragweite der Problematik aufgezeigt, fragen wir uns nun, welche Konsequenzen dies hat? Keine, sie sind völlig irrelevant. Ob Wahrheit oder nicht ist letztendlich völlig gleichgültig. Entscheidend ist der Schulterschluß zu Walter Sobtschak, denn wer neben ihm steht, der kann auch nicht getroffen werden. QED.


G1 fragt:
Wann ist Mann ein Mann?

G3 antwortet:
(
25.11.02)

Thomas Mann sagte mir einmal, und dabei tunkte er seine Zigarre in ein Glas Fastbrause: "Mann, ich muss´gleich zur Manniküre, kommst Du mit? Dort liest Arnulf Baring aus seinem Reisebericht 'Ein Mann flog über die Barentsee' vor."
Auf einmal fiel mir ein, dass Heinrich Mann mir gestern einen 10 Dollar Lappen geborgt hatte. Nimm`s als Anzahlung dafür, dass Du mich in Heinrich Brelörs preisgekröntem Stummfilm über "Die Manns" spielst. Mein Name ist Stahl, Armin-Müller Stahl, und seitdem frug mein älteres ego mich: Wann ist ein Mann ein Mann?
Ich fuhr dann nach Tellehessi raus, zu Mich's Vulkanisierservice. Mich war ein Halbblut, so wie die Freundin von Winnetou. Die war aber kein Mann. Draußen schwadronierte die Sturmlampe auf und nieder. Meine Frage blieb unbeantwortet. Sturmlampe war der Name eines Indianers. Er befand sich in der Fülle seines Lebens und seines Leibes. Sein Bauch drängte über den oberen Horizont  der blauen Jeans (W. Hilbig). What makess a man ? Der Mafiatyp mit dem abgesägten Taschenmesser rief mir noch zu "Schön geschmeidig bleiben." Dann pisste er ins Waschbecken. Die Saloontür wackelte bedrohlich.

 


G2 fragt:
Wie sieht für dich eine Einzelkritik der Songs auf Grönemeyers neuem Album "Leben" aus?

G1 antwortet:
(
19.10.02)

Während VIVA und MTV immer noch den längst zum Klassiker gewordenen Song "Mensch" abspielen, hat Grönemeyer bereits an seinem neuesten Album Leben gewerkelt. Ganz exklusiv darf die Krisenreaktionskraft einige Zeilen aus dem Titelsong Leben präsentieren:

das leben kommt von vorn/ das leben schlabbert vorbei/ das leben ist härter/ alles leben vorbei// das leben ist nicht fair/ das leben abrupt gestoppt/ das leben unterwegs/ paß auf, daß mein leben nicht aus den adern  tropft//

betanke mich mit leben/ tollkühne lust zum leben/ zu lieben, zu leben/ wilde leben//

treib ich im leben zum meer hin/ können ohne halt nicht leben/ wie ein fluss treibt durch mein leben/ brauch dich zurück zum überleben//eiskalt, das leben ist nur hobby/ wir lassen die lust am leben uns nicht nehmen/ hab auch das leben mir genommen/ ich werde aus dem leben gehen//

betanke mich mit leben....//

verwegen in mein leben gestartet mit/ lebensfreude ist ein teil der kür/ und ist das leben unerträglich seicht/ gibt's erdbeereis auf lebenszeit// du verbaust dir dein ganzes leben/ dein leben wird die reinste hölle/ das leben ist schon schwer genug/ einmal wissen was leben heißt//

betanke mich mit leben....//

wir sind im raum, der leben heißt/ vater spricht sein leben auf kassette/ am strand des lebens/ lernte das nur geld im leben zählt//

betanke mich mit leben....//

ich mache dir das leben zum himmel/ werde dich so gut ich kann ein leben lang behüten//

betanke mich mit leben....///

Im aufwendig gedrehten Video, dass gewissermaßen als Fortsetzung zu Mensch verstanden werden kann, verläßt der Eisbär den Hörbies Karaokestrand, und geht zurück in die Stadt. Dort heiratet er die Tänzerin, und gründet das erste Eis-Versandhaus der Welt. Gemeinsam haben sie Kinder und Enkel. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Leben halt.

 


G3 fragt:
Heute stellt Gerd das neue Kabinett vor: Hinter welcher Maskerade verbirgt sich eigentlich Peter Zacher (Zacher-Koordinaten: profilierter Mauersberger-, Flämig-, Kreile- und Gisse-Kritiker, Turnschuhträger, Wartburgbrillenliebhaber, auf wen passt`s)?
G2 antwortet:
(
18.10.02)

Peter Zacher ist der bedeutendste Musikkritiker zwischen Heidenau und Radebeul. Etwas weniger renommiert ist seine Tätigkeit als Stadtrat der Dresdner Grünen.
Nahezu unbekannt ist dagegen Zachers eigentliche Profession: Immer wieder verkleidet er sich als Bundespolitiker, um unter wechselnden Decknamen (in der Vergangenheit etwa "Irmgard Schwaetzer" oder "Jürgen W. Möllemann") den Gang der Dinge mitzubestimmen. Seine Tarnung kann man als nahezu perfekt bezeichnen. Nur äußerst selten leistet er sich kleine Auffälligkeiten die den Experten von der Denkfabrik Hinweise geben, hinter welchem aktuellen Politiker sich Zacher gerade versteckt.
Einen solche Auffälligkeit gab es in den vor kurzem zu Ende gegangenen rotgrünen Koalitionsverhandlungen: Alles schien auf einen Superminister Tiefensee hinzudeuten. Doch der Leipziger OB widerstand letztlich allen Versuchungen. Wieso nur, fragen die verdutzten Medien. Nun, Tiefensee alias Zacher hatte höchstwahrscheinlich schon einen Ministerposten ergattert und konnte jetzt natürlich nicht noch ein zweites Amt übernehmen! 
Bleibt die Frage von G3, hinter welchem Minister sich Zacher tatsächlich verbirgt. Gewißheit ist hier nicht zu bekommen, eine starke äußere Ähnlichkeit führt aber zum dringenden Verdacht, dass Peter Zacher unter dem Decknamen "Renate Schmidt" das Familienministerium übernommen hat: Dazu mußte er nur die Brille ab- und eine blonde Perücke aufsetzen. Denkbar wäre allerdings auch, dass er als "Otto Schily, 70" schon seit längerer Zeit den Innenminister mimt, was dessen merkwürdige Biographie vom RAF-Anwalt zum BRD-Sheriff erklären würde. Mit Sicherheit nicht Zacher-gesteuert sind schließlich Jürgen Trittin (Zacher würde niemals auf so einen Schnurrbart kommen!), Renate Künast (eine solch modische Perücke kann und will sich Zacher nicht leisten!) und Hans Eichel (Zacher will seit seinem Rauswurf als "Oskar Lafontaine" nichts mehr mit Finanzen zu tun haben!).

G2 fragt:
Andi, Andi, Gereister weit, sage mir, wer ist der Wilhelm Tell der heutigen Zeit?


G3 antwortet:                                     
(16.10.02)
Um ehrlich zu sein, die Antwort klingt unglaubwürdig, sie ist es aber: Der Willi Tell unserer Tage ist kein anderer als Rudolph, the red nose-Rentier.
Nach dem September Eleven hat Rudolph in feine Worte gegossen, was alle nur in ihren Emotionen bargen: Nichts war mehr so, wie es wahr. Vorher war Rudolph quite unbeliebt (zero-tolerance !), jetzt war er beliebt. Dank seiner ruhigen und umsichtigen Art hat er es sich verdient gemacht, dass nunmehr alle Kinder in den Vereinigten Staaten zu Niklaus mit dem Schlüsselbund klingeln und ein Hoch auf "Ruud Guillani" anstimmen, wie die holländischstämmigen New Yorker und all die Buren ihn nennen.
Einer der Burenführer, der längst im Sondermüll der Geschichte verschütt gegangene (oder, wie andere Exegeten behaupten: unter klüglich ausgedachter Verkleidung immer noch bis dato wirkende) Joost van den Kampingkook, der sich in den Burenkriegen erste Verdienste erwarb, als er den Al-Dente-Standard für Teigspeisen durchsetzte - gegen den hartnäckigen Widerstand der Queen-Mum übrigens, die weiland zahnlos ihre Leibeigenen im gesamten Commonwealth angähnte - ja, ganz recht, auch ihn einen Willem Tell zu nennen wäre nicht vermessen.
Beide prädestiniert zu diesen Ehrenamt, dass sie - genau wie derweil Tell - ihren Landsleuten den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit gewiesen haben. Tell mit der Zwille, Rudi mit seiner Rotnase und der umsichtigen Art, van den Kampingkook schließlich mit der natürlichen Autorität des Herrn der Propangasflasche.
So schrieb Paulus in seiner ersten Epistel an die Korinther: "Nun aber bleibt Zwille, Rotnase und Propangasflasche, diese drei; aber die Propangasflasche ist die größte unter ihnen." (1.Kor 13,13).

 

Die Krisenreaktionskraft durch Denken geht weiter
im Archiv der G3!

Zurück zu Denkfabrikat.de Zurück zu Jostos.de

Nedstat Basic - Free web site statistics