Die präsentiert:
live!
Die Sykkelturen Norge 2000,
ein Begriff, der Schrecken einjagt!
Doch Jörg Regulski, der Sonderkorrespondent
der DenkFabrik, hält sie trotzdem auf dem Laufenden.
Der immergleiche Jørg Regulski heisst die Anhænger der Sykkelturen heute besonders herzlich willkommen, da doch einiges zu berichten sein wird...
Es geht um folgendes: Die "Sykkelturen Norge"
hat einen langen Weg, unter anderem auch einen Leidensweg, hinter sich.
Als ich mich zum letzten Mal an das internationale Netzpublikum wandte,
befand sich das Team TTB unmittelbar vor den sagenumwobenen Trollstigen,
der furchterregensten Steigung des nørdlichen Okzidents. Beginnen
wir also hier mit unserer Kolportage:
Als die Fahrer am Morgen diesen Berges, am 10.08.
also, noch lange nicht aufzuwachen bereit waren, wurden sie doch von gar
merkwuerdigen Geræuschen erweckt: Die Percussion von glockenlæutenden
Kuehen, die sich duemmlich wie stets das Zelt anschauten (leider nicht
ess- jedoch anleckbar!) brachte besonders Josto Pantani schnell in Fahrt
- endlich konnte er seinem altem Berufe, dem Viehtreiben, mittels lauten
"Jalla, Jalla"-Rufen frønen. Dies war fuer ihn eine exzellente Ouvertuere
zum Berg der Berge, der Steigung, die an den Fels geklebt ist: TROLLSTIGEN!
Doch die unglaublich fitten thermothelogischen Biker fuhren hurtig und
bestimmt ohne nennenswerte Påuschen die gesamte Strecke hinauf, ohne
dem grandiosen Bergpanorama bei strahlender Sonne die geringste Achtung
zu schenken. Oben angekommen ging man - nachdem noch ein Eisfeld ueberqueret
worden war - einfach wieder zur Tagesordnung ueber.
Ein psychologischer Kantersieg das: Wochenlang
luemmelte das Schreckgespenst der trolligen Einkaufswege hinab nach Åndalsnes
vor den Fahrern, und als sie bezwungen, ward weder Heulen noch Zæhneklappern
( das kam spæter ), sondern die schlichte Konstatierung: "We are
just crazy". Und weiter gings in einem funky Speed unter dem Tempodiktat
des Josto hinab ins Tal, das Ungemach braute sich nur am Horizont: Andis
Oma hatte Geburtstag, und unsere Telefonkarte hatte fertig. Gute Laune
im Fahrerlager, denn was die Fahrer nicht wussten: der næchste Tag
wurde der heaviest Tag in Town. Nicht nur, dass die Wolken in Kopfhøhe
standen und es somit unablæssigt aus allen Richtungen nass træufelte.
Nein, die "Adlerstrasse", die legendäre Panoramastrasse hinab an den
angesagtesten Fjord Norwegens, wies eine Sichtweise von 30 Metern auf .
aber es kam noch eine Schippe uebler.
Nach dem obligaten Bummel durch den geirangerwuerdigsten
Supermarkt Geirangers dachte der eine oder andere Fahrer: 'Och, noch ein
kleines Serpentinchen hoch, und fertig is.' Jedoch, was in den Wolken immer
nur 20 m weit einsehen liess, wollte nicht enden: im Nebel und bei Temperaturen,
die die Haare gefrieren liessen, ging es vom Fjord ( Normal-Null) auf satte
tausend Meter hinauf, ohne Unterbrechung und bei stetigem Mitlaufen des
inneren Schweinehundes. Der hatte in gemuetlicher Pudelpose nichts anders
zu tun, als Sofakissenwohnzimmer, die man im Urlaub ja durchaus auch haben
kann, zu skizzieren. Doch als alles verloren schien, schien pløtzlich
der Gipfel nahe zu sein! Eine Kurve noch, dann noch ein steiles Stueck,
und dann noch fuenf Kilometer schwindelnd bergan, und dann war es schliesslich
und endlich geschafft und die heisse Schokolade (bzw. das kalte Bier fuer
die ganz Harten) in der Gipfelhuette redlich verdient. Und als sich die
drei Radler tatsæchlich entschlossen, wieder in die nasse Kålte
zu treten, verschwanden auf der anderen Seite des Berges die grossen Wolken
pløtzlich wie von Kønigs Hand und ein herrlicher Fjellschlafplatz
versøhnte das TTTB. Der darauffolgende Samstag stand im Zeichen
der Regeneration: Rollen, rollen, rollen (unter anderem hinter dem Windschatten
eines Traktors her) hinab ins schøne Lom mit der ach so beeindruckenden
Stabkirche, in der rund um die Uhr Hochzeiten abgehalten werden. Ein bisschen
weiter noch, und ein weiterer Tag war zu Ende gegangen...
...Und ein neuer Tag der Entbehrungen begann.
Es ging hinauf auf das Sognefjell, der høchsten regulæren
Strasse Nordeuropas, 1434 m hoch. Der Berg warf sich den Recken (der Sonntag
ist kønigslos!) in mehreren steilsten Abschnitten entgegen, bereit,
auch den stærksten Biker zu bezwingen. Doch der pure Willen des Teams,
neben einigen Bergen vor allem die Stadt Bergen zu erreichen und nicht
mit leeren Spruechen aus Norwegen zurueckkehren zu müssen, liess die
Fahrer auch diesen Sonder-Huegel einebnen. Man erreichte die Hochebene
mit Mueh und Not, der Blick ueber Eisseen, Gletscher, kahle Gipfel entschædigte
die idealistischen Mænner fuer die Strapazen. Und der Respekt war
gross unter den restlichen Menschen, die diese Mondlandschaft nur mithilfe
von mindestens vier Rædern bezwingen konnten - der aufmunternden
Rufe aus dem Autofenster waren viele. Doch diese erstarben, sobald den
Autoturisten die Abfahrkuenste der Radler offenbar wurden - 1400 Høhenmeter
hinab zum Fjord in einer dreiviertel Stunde, ohne Ruecksicht auf Verluste.
Als sie Fahrer die Hochgebirge im Rueckspiegel
sahen, holten sie ihre Show-Grinse raus, denn sie wussten: we are too crazy,
uneinholbar crazy, crazier ist ab heute verboten. Die Meisterstueckchen
war gebastelt, jetzt konnten sie geschmeidig durchs Lande rollen: durch
den wunderbar selten sonnigen Sognefjord, eine Fæhrgesellschaft lud
die Helden mit der Zipfelnase grosspurig zu einem Nachmittag quer ueber
die schønsten Fjorde ein, geschenkt und bei richtig fettem Fjordwetter:
Nebel und Regen und absolut crazy, um nicht zu sagen: eindrucksvoll.
Eine Feiertag fuer die Schabernacktreiber im
Team bei Skatkarten, dann noch eine Handvoll supergefæhrlicher Tunneldurchfahrten,
und fertig war die Sykkelturen Norge 2000, bei - das muss eingeræumt
bleiben - eher uebellaunigen Wetter in Bergen. Soweit ist man gekommen.
Soviel hat das Kampfgericht schon entschieden: Das Gruene Regentrikot geht an Andi Arnstrong fuer seine ueberzeugende Schlechtwetterperformance. Das Zeitfahrtrikot geht an Dan Ullrich mit 3:47 min Vorsprung vor den weiteren. Das Trikot des kæmpferischsten Fahrers errang Jostos Pantani fuer seine unermuedliche Fuehrungsarbeit und seine starken Ausreissversuche. Das Bergtrikot schliesslich wird in christlicher Tradition geteilt zwischen Dan und Josto, die beide u.a. zusammen den høchsten Punkt der Tour erreichten.
Alles weitere, mit nicht ganz so heisser Nadel gestrickt, sind von hier in den næchsten Tagen zu erwarten, bis dahin, ihr J.R.
km unter den Rädern: 1443
Königskompendium:
10.08.: Andi A.
11.08.: Andi A.
12.08.: Dan U.
13.08.: Sonntagsruhe
14.08.: Andi A.
15.08.: Josto P.
16.08.: Dan U.
17.08.: Josto P.
18.08.: Andi A.